Komm flieg mit // The trip begins here
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01.02.2008 - 03.02.2008

Zürich // Visiting Frank

Von und mit Stephan
Von Schweinswursti, Fluglärm, ausgewanderten Freunden und Atombunkern.
 

leute am wiener flughafen

Fliegzeuch

Wien bei nacht

Heidi, in nur 30 sekunden!

Franchkch, der Neu-Schwietzer

Feldschlösschen

Kitschiges entschlummern
Zürich // Visiting Frank // 01.02.2008

Getting there ...

Der flughafen. Unendliche möglichkeiten ... Beijing, Baku oder Teheran leuchten von den Gates ... Buddhistische mönche stehen in der mitte der abflughalle ... Reihenweise asiaten tummeln sich, die aufs boarden nach Seoul warten ... Und ich darf endlich auch wieder fliegen ...

Es kribbelt und zuckt überall in mir, ein unbeschreibliches, nahezu perfektes gefühl breitet sich da in mir aus. Beinahe rauschähnlich ... Chris wird in kürze auch hier sein und in richtung Tel Aviv aufbrechen ...

Fiebrig tippe ich SMSen der Begeisterung - es ist ja mein erstes Mal alleine. Und es fehlt die möglichkeit, unmittelbar den genuss zu teilen ... Ein kurzes telefonat mit Chris, wir sind beide a bissl überdreht, verschafft abhilfe ... Aber das alleinsein ändert nix daran, dass es einfach nur genial ist ... Zumal die Aufmerksamkeit fürs detail wächst, für andere menschen ... Man hört und sieht viel mehr. Zum beispiel den typen mit der schleppenden stimme, der ununterbrochen redet, gar nicht blöd oder unnett, nur halt in einem tonfall, den man im allgemeinen eher mit geschichtelehrern assoziiert ...

Nach dem Transfer zum Flugzeug fällt's mir schwer, das fotografieren bleiben zu lassen und ebenfalls einzusteigen, der letzte bin ich längst - und bin überrascht, dass mich keiner antreibt, im gegenteil, dass es wohlwollend hingenommen wird. In Paris hätte ich schon einen rüffel geerntet und in New York hätt' sich gewiss gleich ein wütender haufen cops in meiner ungehörigkeit verbissen ...

Im flugzeug selbst zu sein, das ist die vollkommene verkörperung des reisens ... Zwar auf eine art, die einem das bei größeren distanzen auch sehr körperlich vermittelt, aber unübertrefflich ... Die beschleunigung, kurz bevor der flieger abhebt, das schrumpfen alles irdischen und die unzähligen lichter, wenn man des nachts über städte gleitet, das bleibt einfach faszinös ...

Ruinös hingegen sind natürlich die preise, wenn man an bord einer billigairline speisen will, weil man in aller aufregung aufs essen vergessen hat ... Andrerseits kann eh nix ein schnitzi und ein bierli über den wolken toppen, also, was soll's ... So lange wie man nicht gereist ist und so feierungswürdig solche sach'n letztlich auch sind ...

Und wenn man dann grade mal begriffen hat, dass man in der luft ist, an stellen, die mutter natur niemals für uns und erst recht nicht für dieses mich transportierende ungetüm vorgesehen hat, verkündet die kapitänin schon, dass man sich im anflug auf zürich befindet. Diese stadt in einem land, das sich seltsam gallisch verhält und es schafft, die grenzen länger aufrecht zu halten als jene, die sich einst hinter dem eisernen vorhang hielten. Hätten sie nur wenigstens DJ Bobo nicht rausgelassen. Man ist jedenfalls verwirrt ob der gefühle gegenüber einem so offensiv neutralen land - einerseits bewundert man die individualität, andererseits wirkt das alles ein bissl überheblich ...

Das vergisst man aber dann doch recht schnell, wenn man den boden des landes betritt und durch einen überdrüber gestylten flughafen wandelt, der eher an die kulisse eines bondfilmes erinnert - wären da nicht hinweise wie "Heidi - 30 Sec" oder "Mountains - 30 Sec" und ein schriller jodler in dem die terminals verbindenden cableliner. Es bedarf keiner 30 sekunden, dass man mit sämtlichen Schweizer klischees konfrontiert wird, immerhin mit einer gewissen selbstironie. Angriff ist wohl die beste verteidigung. Und das in einem neutralen land ... Ganz besonders überrascht ist man dann, wenn man in gegenwart der zöllner, bei der passkontrolle ungeniert fotografieren darf, ohne erschossen zu werden.

Bei der Gepäckausspuckundumlaufmaschinerie kommt ein leichtes fischgefühl auf, weil nur eine glaswand die überirdischen reisenden von den zurückgebliebenen trennt, und sich letztere dort die nasen plattdrücken, um blicke auf ihre entschwebten verwandten und bekannten erheischen ... Schön, dass auch auf mich ein fischer wartet, und zwar nicht mit geplätteter nase ... Herrlicher könnt's ja kaum sein, dass sich hier zwei der besten dinge der welt verbinden, das reisen und die freundschaft ... Frank, der im begriff ist, nach seiner ursprungsheimat Deutschland und seiner wahlheimat Wien nun den Schweizern in die Käselöcher blicken will, erwartet mich, und ich freu mich riesiglich, dass er da ist.

Ganz viel flutet aus ihm heraus über die eigenheiten des landes, und es bleibt immer wieder faszinierend, wie groß die unterschiede auch binnen kleinster distanzen sein können - und wie global es sich auf ganze völker auswirkt, nur weil sich irgendwer irgendwann eingebildet hat, gewisse grenzen zu setzen. Aber, das macht's ja auch so spannend, eben all diese unterschiede kennenzulernen, zu reisen, zu entdecken und im endeffekt herauszufinden, dass es auch nur menschen sind, nur vielleicht auf andere art verschrobener als man selbst ...

Gemeinsam fahren wir zum ende der landebahn(en), geniessen die intensität der freundschaft und diesen unglaublichen flughafenflair, beobachten ein weilchen die permanent startenden und landenden flieger, wohin auch immer sie unterwegs sind, woher auch immer sie kommen ... Während unter ihnen der flughafen glitzert und blinkt, das es nur eine freude ist ... Absolut genial, erst recht nachdem er ein bierchen zückt, dass wir noch vor ort leeren, bevor wir seine neue bude aufsuchen ... So schön, dass auch größere distanzen innige bindungen nicht gefährden können, es tut einfach nur gut, bei Frank zu sein ...

Bei ein paar weiteren fläschchen des bierchens "Feldschlösschen", käsestückchen und gemütlichen pläuschchens vergeht der abend wie im fluge. Angemerkt sei, das man das bierchen hier in eher kleineren döschen (bzw eben fläschchen) konsumiert, was in summe aber nicht viel ändert. Ausser dass sich beim anblick der dadurch entsprechend vergrößerten anzahl an fläschchen die wirkung des alkohols entsprechend subjektiv verstärkt. Die verniedlichung entsteht nicht nur durch verpackungsgrößen, sondern sie resultiert ganz automatisch aus der häufigen verwendung der endungen "-li" (Restaurant "Pöstli" und "-chen" (siehe oben)). Man kann dann gar nicht mehr anders, als alles mit diminutiven zu versehen, die Schweizer mögen mir das nachsehen.

Die Straßenlaternen zeichnen den Schatten der Äste der Bäume vor dem Haus an die Wand mir gegenüber, der Regen klopft aufs Fensterbrett ... Entweder, das ist zum speiben kitschig oder einfach wunderschön zum einschlafen ... Ich tippe eher auf letzteres und werde jetzt sanft entschlummern ...

Stephan

 

Pool im schnee

Frühstückchen

Räudiges hutschpferd

Pampa around Zurich

Even more pampa

Von der besucherterrasse

Hundert fränkchli

Schweinswursti mit härdöpfelsalat
Zürich // Visiting Frank // 02.02.2008

Pampa, planes & pleasure

Die Schweiz. Kleines land im herzen Europas. Es erinnert ein bisschen an Apple - teuer, stylish und userfreundlich. Aber auch sehr proprietär: Es hat hier eigene Steckdosen, eine eigene währung (mit Rudi Carell vorne drauf, könnte man meinen) und ein eigenes Schweizerdeutsch (auch Schwyzerdütsch bzw. Schwiizertüütsch).

Dass sich ja hier durch alle audiovisuellen medien zieht, und wenn auch teilweise unverständlich, sehr, sehr lieb klingt (ad abwertung: siehe gestern). Sogar das handy heisst hier nicht handy, sondern Natel(R).

Wie prognostiziert war heute beim aufstehen alles leicht angezuckert, dicke Wolken hingen über Hofstetten an der Glatt bei Zürich. Grauslich schön, weil man ist des winters ja langsam überdrüssig. Im urlaub leistet man jeglicher verstimmung natürlich erbittert widerstand und stürzt sich auf ein feines frühstückchen, das Frank da hin gezaubert hat. Dass er vergessen hat, gleich die butter mitzuservieren, sei ihm nachgesehen.

Dann geschahen ganz seltsame dinge - entgegen den annahmen der unfehlbaren meteorologen lichteten und lüpften sich die wolken und gaben den himmel frei für die sonne, ganz hin und weg waren wir, ganz schnell hinweg wollten wir natürlich.

Flugs waren wir maximal zwei stunden später draussen und umwandelten die neue Franksche behausung - ein siebziger jahre zweckbau, sehr gepflegt und gut in schuss gehalten, mit pool im innenhof. Die leicht modrigen, hölzernen hutschpferde waren allerdings ein bissl irritierend. Nun wurde auch sichtbar, was im gestrigen dunkel verborgen blieb (wenn's auch Google Earth schon vorher vorstellbar machte): Nämlich dass wir hier in der unmittelbaren pampa waren. Nicht im unguten sinne, von arsch der welt kann keine rede sein. Felder und wälder umgeben den ort, und Zürich-City ist in einem viertelstündchen erreichbar. Ich find's sehr nett hier, zumal an zwei seiten die flugzeuge in sichtweite starten und landen.

Unglaublicherweise sind Frank nach grade mal zwei monaten hier schon unmengen an details bekannt. So weiss er zum beispiel um das redesign der hydranten, die im moment ein bissl wie R2D2 auf Contergan ausschauen. Wobei das schöne hierbei ist, dass die "nummernschilder" der alten hydranten zu gürtelschnallen verarbeitet werden, die dann alle in einem einzigartigen zustand der verwitterung sind.

So, damit haben wir schon 50m vom haus entfernt. Noch ein winzigkleines stückchen weiter finden sich dann beschilderungen wie "kinderbörse" und "Hohlweg" und man beginnt sich innerlich so manches fräglein zu stellen.

Wir strawanzten also in der herrlichen sonne durch die felder rund um Hofstetten, bis hin zum Mettmenhasler See, beim Hasliberg, beobachteten den majestätischen flug von Rotmilanen (spätestens an dieser stelle erwarte ich den einsatz von http://de.wikipedia.org von euch), stießen auf öltanks von raffinerien, isländische pferde und reiher, die mit krähen spielten, zuletzt sogar auf eine straussenfarm.

Unseren weg zierte auch ein schiessstand, schliesslich ist in der wehrhaften schweiz jeder wehrtaugliche dazu verpflichtet, seine waffe schussbereit daheim zu lagern und entsprechend damit umzugehen.

Bei Frankch setzten wir uns dann pausierend aufs (gar nicht so kleine) balkönchen, genossen die wärmenden sonnenstrahlen und den heissen kchaffi, mit zigarettchen und kchekchschen. Erstmals in diesem jahr - und es war soooo fein. Ja, er hat sich da schon ein feines plätzchen gefunden, zu dem man gerne wieder kommt. Sofern dann die butter gleich mitserviert und ein feldstecher bereitgehalten wird. Flugzeuge und Rotmilane harren ihrer beobachtung!

Als nächstes ging's wieder zum flughafen, es lockte eine angeblich formidable besucherterrasse - und auch wenn man selbst nicht verreist, bleiben diese dinger einfach orte, die immer mit der ganzen weiten welt verbunden sind, wo sich menschen aus aller herren länder tummeln und ganz banale sachen irgendwie elektrisierend wirken ... Ausserdem ist Zürich ist für mich eine reise in progress. Wie schon angedroht, werde ich hier immer wieder mal auftauchen und alles einer eingehenden begutachtung unterziehen.
Die besucherterrasse hielt, was sie versprach und zeigte sich sowie ein paar der eisenvögel bei sonnenuntergang in bestem licht.

Vor allem bemerkenswert daran und am flughafen im ganzen war, dass man hier alles darf und kann, was vor allem in Österreich strengstens verboten ist. Das beginnt beim mithören des flugfunks bis hin zum bereitstellen von infrastruktur für die flugzeugfans rundum den flughafen. Das erhöht sie leicht schizophrene ansicht über die Schweizer noch einmal ein stückchen, auf der einen seite total überreglementiert und dann punktuell doch wieder sehr liberal.

Hunger war schon den ganzen nachmittag ein ständiger begleiter, nun drohte er überhand zu nehmen. Ein food court am flughafen bot sich an (alles weiter entfernte hätte den unmittelbaren hungertod mit sich gezogen, ganz egal, wie kulinarisch wertvoll das gewesen wäre). Ausserdem gab's auch hier ethnofood und zwar auch schweizerisches. Ich pfiff mir also ein schweinswursti mit härdöpfelsalat rein. Sehr lecker. Und vor uns defilierte die halbe welt, geradezu babylonisch.

Für den abend hatten wir uns den besuch im Alpamare aufgehoben, einem action- und wellness-center am südende des Zürichsees. Das navi führte uns mit eindringlichen anordnungen brav ans ziel. Und da, im taumel des genusses, wenn man in einer fremden stadt, in die man nur übers wochenende fliegt, auf der blubberbläschenliege im 36 grad warmen solebad liegt, während unmengen an wasserdampf in den dunklen himmel steigen, da denkt man sich doch, dass man unwahrscheichliches glück im leben hat, dass es einem eigentlich unglaublich gut geht und man jegliches jammern über sonst und irgendwas einstellen sollte ... Da nimmt man dann auch in kauf, dass man von sauna zu sauna von einem fremden herren mittleren alters begleitet, um nicht zu sagen, verfolgt wird. In gewisser weise ist es ja auch ein kompliment.

Bis zur letzten minute blieben wir und fuhren dann, wieder brav vom navi geleitet, wenn auch gelegentlich in seltsam anmutenden bahnen. Manchmal hatte man doch das gefühl, die navistimme würde am liebsten ein "haha" von sich geben, weil man da und dort doch wieder ein komisches eck genommen hat. Wir schliessen auch nicht aus, dass manche routen von speziellen unternehmen - höchstwahrscheinlich in der energiebranche situiert - gewidmet werden.

In Franks wohnanlage gaben wir uns noch ein bisschen dem lokalkolorit hin, dieses mal in form der diversen wasch-, waschküchen- und wäschetrockenordnungen, die alle penibel formuliert an diversen türen hängen. Nicht zu vergessen die massive türe zum atombunker, wie sie standardmäßig noch bis in die 1990er noch jedem neubau errichtet wurden. Daheim noch ein paar brötchen, ein Feldschlösschen und einige gewälzte gedanken, dann fielen wir auch schon dankbar in bett und luftmatratze und waren in nullkommanix im reich der träumchen.

Stephan

 

Schweizer steckdöschen

I love fluglärm

Take off

Franks balkönchen

Zürcher altstadt

Am Zürichsee

Ich weiss zwar nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es war einfach nett

The making of zwiebelhuhn

Boarding

Grenzstürmer
Zürich // Visiting Frank // 03.02.2008

Downtown, delicious, departure

Bissl ausschlafen war uns heute vergönnt, gutes frühstück gab's natürlich auch, ich kann Franks gastgeberqualitäten gar nicht genug betonen. Und die butter hat er mir heute auch unübersehbar platziert. Allerdings war ich, innerlich noch schlafend, zu schasaugat, um das gleich zu erkennen. Jedenfalls sehr lernfähig, der junge.

Kleine änderung heute: Da diese art der berichte auch zukünftige reisen begleiten soll, muss ich eine länge finden, die mit knapper zeit vereinbar ist - sonst halte ich das wohl leider nicht durch. Deswegen beschränke ich mich ein bissl mehr auf die "höhepunkte", auch wenn dazu gesagt sein soll, dass alles rundum diese highlights ebenfalls spitzinger war ...

[...]

Mittags, das wetter war wieder großartigst, fuhren wir erneut zum flughafen, Frank kannte da einen platz, von dem aus man die flugzeuge gewissermaßen in greifnähe hatte und wusste um die zeit, wann die größten vögel abheben. Unglaublich, wieviel publikum dort war! Und manche hatten sogar den sticker "I love Fluglärm" auf ihren autos kleben. Undenkbar in den wiener villenvierteln, wo ein flugzeug, das quasi noch im orbit ist, zu äusserster echauffierung führt.

Ja, und dann steht man da am zaun, bei bestem frühlingswetter und lässt sich die sonne auf den pelz scheinen, während die gewaltigen maschinen träge übers rollfeld kriechen und nur mit mühe den arsch von der erde bekommen, um dann doch um die halbe welt zu fliegen ... Ich werde nie begreifen, weshalb die menschheit einerseits in der lage ist, derartige wunderwerke zu erzeugen, andererseits aber auch so dinge wie "Mitten im Achten" fabriziert.

Übrigens, ehe ich's vergesse, die proprietären Schweizer haben nicht nur ihr eigenes Schweizerdeutsch, sondern sich auch des scharfen "ß" entledigt. Was ich ja grundsätzlich vernünftig finde. Nur ist es etwas gewöhnungsbedürftig, es ergeben sich so sachen wie: "Busse für Unberechtigte bis Fr. 200,-" ... Dies geschah übrigens schleichend ab 1906, bis es es 1938 auch offiziell in den lehrplan übernommen wurde - verantwortlich dafür war die zunehmende verbreitung der schreibmaschine. Ob man dafür "ch" und "li" drauf findet ...?

Nach einer weiteren paradiesischen pause in der sonne auf franks balkönchen (sonne ist ja sowas von geil), nutzten wir das letzte zeitfenster für einige momente in zürichs altstadt. Nun war die zeit einfach nur mehr am rasen, so dass das ganze wieder eher rauschartig ablief.

Im laufschritt ging's zur s-bahn (so ein doppelstöckiges teil, Wiener kennen etwas ähnliches auch als "Wiesel" - für die nichtwiener ein Foto), die genau in dem moment eintrudelte, als wir den bahnsteig betraten, düsten mit ihr durch einen sehr industriellen teil Zürichs. Businessparks und irre verkehrskonstrukte für straßenverkehr und bahn durchzogen das gebiet. Irgendwie war ich doch mehr auf Heidi eingestellt, bin halt auch ein bissl klischeefixiert. Um so genialer war's, diese zwar nicht hübsche, aber um so interessantere architektur vorgeführt zu bekommen. Das alles glänzte im unpassend goldenen abendlicht ...

Ich muss wieder aufs endorphinische zurückkommen ... Es war ja eh alles supermuschigut an diesem wochenende, aber ich steh halt irgendwie total auf städte, und da durch Zürich kutschiert zu werden, einen spaziergang vor augen, das, das, war einfach orgasmisch ... Auch wenn wir uns im gleichen kulturkreis befanden (so sehr können sich die Schweizer gar nicht bemühen, anders zu sein, dass man das vergessen würde), in der gleichen klimazone, nicht einmal 1000km von daheim entfernt, so war es doch schon wieder so anders, so speziell, so voller auf mich einprasselnder eindrücke, dass ich gar nicht genug davon bekommen konnte ...

Ganz besonders heftig, völlig oarg sozusagen, wurde es dann, als wir auf den bahnsteig von Zürichs hauptbahnhof gespuckt wurden ... Irre viele menschen - nicht ungut viele, einfach nur viele - strömten durch das überdimensionale gebäude, gerüche und stimmen schwebten von allen seiten auf uns ein ... Ich bekomme jetzt noch gänsehaut, wenn ich daran denke ... Jeder quadratmillimeter gespickt mit etwas interessantem ... Ich hätte dort stundenlang an einer stelle verharren und alles in mich aufsaugen können, ohne dass es mir langweilig geworden wäre ...

Aber wir hatten natürlich nur eine stunde zeit, um bis zum Zürichsee zu latschen. Genug für 180 fotos - was nach Adam Riese drei fotos pro minute waren, und nach Otto Normalverbraucher ein fall für die klappsmühle.

Wir verließen das gewusel um den hauptbahnhof, folgten ein stück der bahnhofstraße - und das war dann schon ein ganz anderes bild von dieser stadt. Teilweise wunderschöne, alte gebäude säumen die fußgängerzone - immerhin wurde hier während der weltkriege nichts zerstört. Und dazwischen tummelte sich das ständig irgendwelche "ch"- und "li"-laute von sich gebende völkchen, alle ob der vielen sonnenstrahlen gut gelaunt. Da konnte ich mit meinem alle sinne umfassenden orgasmischen gefühl locker mithalten - nur schweine können länger.

Frank führte uns zur Limmat, der hiesigen Donau, der wir auf dem gleichnamigen quai zum see folgten ... Ich will das o-wort nicht zu oft bemühen, aber es war einfach so unglaublich schön ... Wie g'sagt, einen netten flecken hat er sich da ausgesucht, zum aus- bzw. weiterwanderern ... Die güldene abendsonne tunkte die stadt wieder in ein zum speiben kitschiges licht, perfekt zum fotografieren ausgeleuchtet. Ein übermaß an details floss an uns vorbei, und nur das wissen darum, dass ich da bald wieder sein werde, liess mich nicht wahnsinnig werden - das war alles zu gut, um es in einer stunde zu verzehren ... Aber es war ein gewaltiger appetitanreger, nach dem man einfach nur mehr, mehr, mehr, mehr will ...

Okay, ich muss Otto Normalverbraucher recht geben, der schritt zur klappsmühle ist nicht weit.

Bei der Quaibrücke und damit dem nördlichsten spitzelchen vom Zürichsee war dann dennoch schluss. Aber was für einer. Nicht umsonst nennt sich die örtlichkeit dort Bellevueplatz und der würstelstand am eck "Imbiss Riviera" ... Der Platz selbst erinnert eher an die Kennedybrücke (sorry für die wienlastigkeit, hier wieder ein Foto) und wird von einem dutzend straßenbahnlinien angefahren - vom übrigen verkehr und den vielen menschen ganz zu schweigen ... Die sonne hatte sie einfach alle hervor gelockt ...

Die promenade am seeufer war dann auch einigermaßen überfüllt, vor allem wohl mit leuten der kategorie "sehen und gesehen werden", hier versammelte sich der lebende beweis für den reichtum und das unverschämte preisniveau dieses kleines landes. Wer sich über sein auto definiert, hat hier schweres spiel, immer wieder rauschten absurdteure fahrzeuge vorbei. Manchmal ist es doch einfach fein, eher zu den havenots zu gehören, wobei's uns, wie schon gestern überschwenglich erwähnt, eh schon sehr, sehr gut geht ...

Tja, da lag er nun, der finale punkt dieser reise, umschwärmt von enten, tauben, möven, schwänen und anderem geflügel, das permanent gefüttert wurde. Aber es war genial, einfach nur genial, um nicht zu sagen, multipel ...

Euphorisch, aber halt auch schweren herzens fuhren wir per tramway zurück zum hauptbahnhof, meiselten noch alle eindrücke ins gehirn und auf die speicherchips, dann saßen wir auch schon im zug nach Oberglatt. Glühend vor begeisterung, in diesem sinne gesättigt - und hungrig wie ein wolf auf Franks zwiebelhuhn, das den höhepunkt des abschliessenden festmahls bilden sollte. Ebenso wie ich ihn für diese köstlichkeit liebe und für dieses grande finale danke, könnte ich ihn dafür erwürgen, mich so schnell wieder aus der stadt zu jagen. Aber alles geht halt nit und so war's eine rundum perfekte sache. Ich komm' ja wieder. Und zwar bald.

Aja, sein atombonkerchen hat er mir auch noch gezeigt, der Frank. Sein keller befindet sich in selbigem, hinter einer dusche zum bereinigen des fallouts, bestückt luftfilter und mit regalen für notvorräte versehen ...
Wirkt sehr stabil, das ding, aber der gedanke an die ursache und den zweck, das macht das alles ein bisschen makaber ...

Und ehe ich's mich versah, stöberten wir schon am flughafen im Migros, einer der beiden supermarktketten, die sich das monopol in der Schweiz teilen. Die andere nennt sich Coop. Und so ein besuch im lokalen supermarkt gehört natürlich auch einfach dazu, um zu staunen und zu schmunzeln über die vielen fremden dinge, die das leben der hiesigen versüssen ... Angefangen bei den pfefferonis, die hier paprika genannt werden (und selbstverfreilich auch vice versa), über die chips der firma "Zweifel" bis hin zu den üblichen "chs" und "lis" ... Natürlich auch unmengen an schokchi und chkäse, dass einem speichel nur so aus dem mundwinkel tropft ...

Kurz drauf wanderte ich schon alleine zum boarding, Frank musste am folgetag früh raus, und ich durfte mich noch ein bissl umsehen, weil der flieger eine stunde verspätung hatte. Einen größeren gefallen kann man mir ja gar nicht machen. Am Bukarester Băneasa-Airport (jajaja, da ist schon ein Foto) wird's vielleicht ein bissl schnell langweilig, trotz babyblauer fassade und "Ikea"-kuppel, aber dieses gigantomanische, overstylte luxustrumm, das eher dem quartier eines "James Bond"-bösewichts gerecht werden könnte, bot einfach genug für stundenlange erkundungstouren ...

Ausserdem, das flughafenfeeling, eh schon wissen ...

Dann wieder boarding, langsam ins flugzeug, auf die startbahn rollen, beschleunigung, abheben, "Speibsackerl" und Niki Laudas selbstgesprochene securityanweisungen, lichterketten und glühwürmchen, "Der Standard", bissl rütteln und schütteln, ein sandwich, anschnallen, landeanflug, rumms, am boden, heimatlicher flughafen, verflucht und geliebt zugleich, menschen, die fluchtartig auf dem mittelgang verharren, aussteigen, wind, letzter blick aufs flugzeug, busfahrt, wie geölte blitze schiessen sie keilförmig auf die beiden grenzbeamten zu, als letzter ists am schönsten, kofferausspuckundumlaufmaschinerie, den eltern um den hals fallen, erzählen, erzählen, erzählen, s1, tangente, unsere häuschens, daheim, katze, duschen, buch, bett, glücklich.

Das leben wieder um etwas unersetzliches, unvergessliches, unvergleichbar schönes bereichert ... Wer wundert sich da noch drüber, dass es eins der schönsten ist?

Stephan