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Komm flieg mit // The trip begins here
Sofia // 21.03.2008

Irinas guide through the Sofia universe...

Diesmal ein Trip mit geänderten Parametern: Mario und Heike (alias H&M) waren auch mit von der Partie.

Sie wollten Irina – eine gebürtige Bulgarin und Heikes Studienkollegin – sowie deren Freund Konni besuchen. Wir haben uns einfach angehängt. Nur wohntechnisch differierten wir, sie wohnten bei Irina, wir haben uns ein kleines, billiges – so called - Hotel genommen.

Tagwache um kurz nach 4 am Morgen ist kein Spaß, aber wenn das durch das Zuckerl des Wegfliegens versüßt wird, kann man sich damit ganz gut arrangieren...
Nach einem dringend benötigten Kaffee, im einzigen Beisl das zu der Zeit am Flughafen offen hatte, ging es los. Der Flug war recht kurzweilig, dank der Gesellschaft der Beiden vergingen die 1 ½ Stunden wie im Flug :o)

Sofia: Ein recht kleiner Flughafen erwartete uns. Immerhin leben (inoffiziell) 2 Millionen Menschen in dieser Metropole. Aber, laut Tini, ist er immer noch 3mal so groß wie der in Bukarest. Das Wetter zeigte sich noch recht unfreundlich, kühl und windig. Nach den Einreiseformalitäten warteten wir vor der Ankunftshalle auf unsere personal guides. Irina ließ es sich nicht nehmen uns abzuholen, so kamen wir erst gar nicht in den Genuss uns zu verfahren. 4x2 Zigaretten später war es dann soweit, sie, Konni und ihr Bruder Dimmi betraten die Szene. Wir teilten uns zwei Taxis und auch unsere Wege. Wir fuhren mit Irina zu unserer Unterkunft, der Rest zu ihrer und Dimmis Wohnung.
In Sofia was zu finden gestaltet sich recht schwierig. Erstens gibt es beinahe keine Straßenschilder (anscheinend wurden die meisten nach der Wende von Roma abmontiert und zu Geld gemacht) und zweitens so gut wie überhaupt keine Hausnummern. So schätzten wir die ungefähre Lage des „New Design“ Hotels, stiegen aus dem Taxi (5 Euro bzw. 10 Leva Fahrpreis) und versuchten zu Fuß hinzufinden. Tatsächlich wurden wir fündig. Zumindest was die Hausnummer betraf. Wir standen recht ratlos vor der Eingangstür, weil weder ein Schild noch sonst etwas auf das Vorhandensein einer Unterkunft hindeutete. Nur ein junger Mann stand davor, der sich nach einigen Minuten schüchtern erkundigte, ob einer von uns „Mr. Fitz from Vienna“ sei. Er führte uns dann ins Innere – ein ganz normales Wohnhaus mit schön räudigem, farbenfrohem, abgeschundenem Stiegenhaus. Im zweiten Stock sperrte er eine Tür auf, drückte uns den Schlüssel in die Hand und sagte, er komme am Sonntag Abend wieder.
Klingt seltsam, war es auch...

Schon auf der Fahrt vom Flughafen in die City haben wir gesehen: Sofia ist ein Paradies zum Fotis machen...und so war es auch...eine tolle Mischung aus Altem, Verfallenem und Neuem, Schiachem...wie für uns gemacht :o)

Schnell das Gepäck gebunkert und in die Straßenbahn gesprungen (Ticket 35 Cent bzw. 70 Stotinki). Vor allem in den Öffis zeigt sich der Unterschied zu Wien gewaltigst. Keine Durchsagen, keine Anzeigen, viel Graffiti, die Türen können einem beim Schließen den Haxn abtrennen, nix mit Behindertengerecht, rumpeln, rattern und schwanken – genial!! So düsten wir zu den anderen und wollten eigentlich nach 2 Stationen aussteigen und zu Fuß gehen, weil es so viel zu sehen und festzuhalten gab. Aber, wir haben uns zusammengerissen und uns sozial verhalten. Schließlich lagen noch 3 volle Tage vor uns...
Bei Irina zu Hause wärmten wir uns ein wenig auf und stärkten uns mit einem heißen, starken Kaffee (danke, Konni)...

Dann ging’s endlich richtig los. Wir arbeiteten uns durch kleinere Seitengassen bis zur „Graf Ignatiev“, einer von Bim’s befahrenen etwas breiteren Straße vor. Neben Obst- und Blumenständen gab’s da auch einen permanenten Buchmarkt zu bestaunen. Geschäfte aller Art säumten die Geleise, teilweise winzig und recht trashig, oder mit opulenten Schildern versehen und Markenartikel oder High-tech offerierend. Die Fassaden vielfach von riesigen Werbebannern verdeckt oder einfach rissig, abbröckelnd und altersschwach. Ab und zu blinkte ein architektonisches Juwel hervor, renovierte Häuser boten eine sehr seltene Ausnahme.

Da wir ohne Frühstück aufgebrochen waren begannen wir zu schwächeln und Irina führte uns in ein Beisl namens UGO. Ein sehr nettes, offenes Mixdings aus Restaurant und Bar (wird auch im Lonley Planet angepriesen – zu recht). Bei Bier, Shopskasalat, Pizza, Kaffee, leckerem Nachtisch (Naturjoghurt mit Honig und Nüssen) und dergleichen mehr konnten wir unsere Akkus wieder voll aufladen.

Nun war sight-seeing angesagt. Angeberisch übernahm ich die Führung und brachte unser Grupperl, ohne all zu große Irrungen, vorbei an der St. Nikolai Russian-Church zur Aleksander Nevski Kirche. Dieser riesige Sakralbau liegt etwas erhöht und ist von vorne über eine breite Straße zugänglich, an welcher ein permanenter Flohmarkt residiert. Unglaublich was dort alles feilgeboten wurde. Ur viele Nazi-Sachen (SS-Dolche, Orden, Gardarobenleisten mit Hakenkreuz, ...), alte Schallplatten, Spielzeug, Pelzrussenkapperl mit Sowjetstern, Flachmänner in allen Größen und Ausführungen, Unmengen an alten Photoapparaten und Tonnen an unnützem Zeug, das sich nicht mal am samstäglichen Naschmarktflohmarkt findet...Unter all dem Glump hat die Tini ein Blechschild ergattert, welches früher von den Russen an „vorbildliche“ Haushalte vergeben wurde – ein Brüller...
Mittlerweile hatte sich die Wolkendecke etwas gelichtet und große bedrohliche Wolkenberge schaukelten am knallblauen Himmel – ein toller Hintergrund für die mit Goldkuppeln gekrönte Kirche.
Nach ausführlichem Betrachten und Photographieren streiften wir noch die Sveta Sofia Church (wurde von den Nazis als Rumpelkammer missbraucht. Sie besitzt keinen Turm, die Glocke hängt vor der Kirche an einem Baum) und machten uns auf den Weg zur Universität. Dabei schnupften wir etliche Verwaltungsgebäude und Ministerien, die Tsar Osvoboditel Statue und die zuckerlrosa Österreichische Botschaft.

Durstig von der vielen Bewegung und der frischen Luft labten wir uns im „O!Shipka“ – einer sehr netten, im orange-roten Design gehaltenen Kneipe – an Unmengen von Zagonka Bier und Erdnüssen. Wir blieben recht lange sitzen und hatten auch einen sitzen, als wir im Dunkeln das Beisl verließen.
Nun ging’s den ganzen Weg zurück und, weil das von Irina angepeilte Lokal überfüllt war, strandeten wir im El Corazon, einer mit furchtbar billigem Pseudotechno beschallten Bar. Mittlerweile hatte sich auch ihr Cousin Christo zu uns gesellt. Ein sehr netter, der deutschen Sprache mächtiger Bursch, trotzdem war die Stimmung aufgrund des nervigen Bum-Bums ziemlich eingebrochen. Alle wurden von einem Fluchtgedanken heimgesucht, der uns nach nur einem Drink fliehen ließ.

Hier trennten sich dann unsere Wege, Tini und ich spazierten (mit einem kleinen Abstecher beim McDonalds) durchs nächtliche Sofia nach Hause. Da sich die Sehenswürdigkeiten und der alte Kern der Stadt nicht wirklich weit erstrecken, ist eigentlich jeder interessante Punkt gemütlich zu Fuß erreichbar. Wir waren überrascht, wie hurtig wir am Ziel waren.

Stefan


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