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Komm flieg mit // The trip begins here
KUBA // 20.01.2012

Buß- und Bettag

ein Tag der uns an unsere Grenzen bringt ... und die Reizschwelle senkt ...
unter Strapazen erreichen wir den östlichsten Punkt dieser Reise und ergattern genervt einen Weg zurück in die "Zivilisation" ...
anstrengend, das Alles ...

der nachtbus nach Santiago geht um 0.30 uhr, wir hängen anderthalb stunden auf dem öden busbahnhof herum - das einzig erwähnenswerte über diesen ort scheint mir das höllenklo zu sein ... auf dem sektor hab ich ja schon so manches gesehn, jetzt kenn ich auch die superlative eines grauslichen häusels! - keine türen, keine spülung, kein papier, kein benimmdich der user, dafür mördergestank ... aber zahlen muss ich für dieses "erlebnis" schon! ausgezeichnet also, dass just jetzt unsere gedärme grummeln =)
wir fackeln nicht lang rum und schmeissen Imodium ein ...

der bus fährt pünktlich ab ... und sogleich holperts und schwankts - ich mach mir dauernd sorgen dass mir unsere rucksäcke auf den schädel plumpsen, was mich derartig anstrengt, dass ich in einen tiefen schlummer fall ... solang bis ich von übelkeit geweckt werde ... YEAH!
(das kommt davon wenn man sich hinten verstopft, es will vorn
raus ...)

sogar Stefan ist leicht schlecht von der schauklerei, also schlucken wir im duett tabletten gg Reisekrankheit ... die allerdings nur wirken wenn man sie rechtzeitig nimmt! - was wir nicht taten und deshalb büssen müssen!

die angst alles vollzukotzen lässt mich nur noch in kurzen sequenzen mützeln, Stefan nickt auch immer nur für sekunden ein ... Gott allein weiß, wie wir die sechsstündige fahrt überstehen!

welch wonne, als wir in Santiago ankommen und endlich aus dem horrorvehikel raus dürfen! ... das gepäck wird erstmal in einen separaten raum der wartehalle verfrachtet und dann im tausch gg den gepäckabschnitt ausgegeben ...
durch die glasfront auf die straße guggen hunderte taxler-augenpaare gierig auf die zukünftige kundschaft herein ... zetteln mit namen werden hochgehalten, dauernd pumpern unzählige knöchel gg das glas - untermalt von einer kakophonie aus gebrüllten fahrtarifen ... manno, is das stressig!

als wir unsere rucksäcke zurückerobert haben spielt sich eine groteske szene ab: die tür zur freiheit geht auf - ich bin die erste, gegenlicht macht mich blind, die wild wabernde taxlermasse schreit mich an, drängt sich um mich, arme zerren an mir ... und dieses eine mal übertreib ich nicht! ehrlich!
ich fühl mich a bissal wie ein popstar, nur angenehm is das nicht!

zum glück hält irgendwer in der masse einen zettel mit unseren namen hoch! =)

wir werden in einen hinten offenen jeep gesetzt und schon brausen wir durch das gerade erwachende Santiago ... eine tolle fahrt! erstens krieg ich jede menge frischer luft ab (was die übelkeit verschwinden lässt) und zweitens ist die stadt total hügelig, was die fahrt umso lässiger macht ...

die casa liegt zentral und hat sogar einen garten (der allerdings total zubetoniert ist!) die mama ist freundlich und erinnert mich an eine adipositas-barbie, spricht aber, eh klar, kaum englisch ... das zimmer ist klein und dunkel - dafür steht ein riesiger, brummender kühlschrank neben dem bett =) hmmmm ...
wurscht, wir sind hundemüde und erschöpft ... wir bleiben, ergeben uns wiedermal dem schicksal ...

nach einem kaffee und einer stunde tiefschlaf (den kühlschrank haben wir ausgesteckt!) kriegen wir ein üppiges frühstück (mein görpa kennt sich gar nicht mehr aus ... zuerst mach ich alle luken dicht und dann füll ich ihn bis zum anschlag an! ... genauso fühl ich mich auch!) und machen uns anschliessend auf in die stadt - mit dem erklärten ziel ein mietauto oder einen flug nach Havana zu checken (beidem räum ich, ehrlich gesagt, keine großen chancen ein) ...

der weg zum Cubacar-büro ist ure anstrengend: von stinkenden motorrädern überfüllte straßen, von fetten leuten überfüllte, enge gehsteige ... es ist laut und es mieft - und es ist ein wunder dass ich das alles mitkrieg, denn nase und ohren sind wiedermal zu ... und mir wiedermal nach -->
HHHMMMPPPPFFFF ...

Cubacar: die herrlich unmotivierte dame am infoschalter nimmt uns gleich alle hoffnung ... ein auto in Havana retournieren können wir nur, wenn wir es für 15 tage (!!!) mieten --> firmenpolitik! hahaaaa!
ich glaub, ich schnapp gleich um!
man versucht so frech und offensichtlich jeden cent aus den touris rauszuquetschen ... das geht mir so uuunglaublich am arsch!

aber auf keinen fall wollen wir uns geschlagen geben - neben dem infoschalter ist ein kleines extrazimmer in dem eine frau mittleren alters an einem mit zettelwerk überfluteten schreibtisch hockt und dauernd telefoniert ... das fehlen eines computers heizt meine zuversicht zwar nicht an, aber fragen kann nicht schaden!

verzweifelt und unterwürfig as Tini can schildere ich ihr unsere lage: kein auto, kein flug, wir nehmen bitte alles was wir kriegen können! bitteee! ...
sie nickt, telefoniert zwei minuten und bietet uns, plötzlich sehr freundlich, die letzten beiden tickets für den abend des 22. an (für 250 CUC alles in allem) ... selbstredend dass wir überglücklich zusagen! PUUUH!
nachdem sie telefonisch bestätigt hat, kriegen wir handgeschriebene tickets (!auch eine premiere!), wir bedanken uns hundertmal - und gehen sofort ein bier trinken ;o)

obwohl ich mich um dreihundert kilo leichter fühl und nach erfolgserlebnis und cerveza entspannt bin, fühl ich mich bald nachdem wir losspazieren unwohl ... die nase rinnt wieder wie blöd und ich hab alle klopapierfetzerl schon eingenässt - suupermühsam! ...
die vielen leut gehn mir am hammer, der verkehr (!) - und andauernd sandeld uns irgendwer an (meist um geld, manchmal auch um seife oder kullis, tschick oder zumindest feuer)

Stefan ist ein engel, merkt meinen missmut und führt mich von einem park in den anderen ... wo wir aber auch nie lang in ruhe gelassen werden ...
am "Plaza de Dolores", einem schön grünen fleck, redet uns sofort ein Cubaner in passablem englisch an und beginnt uns über die stadt und den lebensbedingungen hier zu erzählen.
z.b. war Paul McCartney mal für zwei std. hier weil seinem privatjet der sprit ausgegangen ist, er hat cool reagiert und ist ohne künstlichem aufsehen durch die stadt spaziert, hat Samba-CDs gekauft und war was essen - der tisch in dem resti ist jetzt ein "museum" ...
es ist also recht kurzweilig mit ihm und ich bin überrascht dass er uns eine halbe stunde lang nicht angeschnorrt hat (ich hasse es, was dieses land aus mir macht! so bin ich doch gar nicht!)
... dieser umstand hält aber nur so lang bis Wilfredo (ja, so heisst er wirklich =) allein mit mir ist - Stefan geht tschick kaufen - da bittet er mich sofort um eine kleine spende ... naja ... zumindest werden wir ihn recht easy wieder los ...

obwohl wir uns eigentlich nur in den touri-ecken aufhalten, kommt mir die stadt unheimlich schlampig vor (Havana ist auch räudig, aber hier ist es nicht lässig-trashig ... ich glaub das hängt auch mit den vielen abgesandelten bettlern zusammen)

generell kommt mir Cuba immer deprimierender vor ... als würde man einem land beim sterben zusehen ...
alles verfällt und keiner tut was dagegen, was bestimmt viel an der regierung liegt - aber nicht nur, die leut scheinen richtiggehend zum nichtstun erzogen worden zu sein ... anscheinend liegt niemandem was daran hier was zu verbessern ... wozu auch, mit den essensrationen und dem touristenanbetteln scheinen alle irgendwie durchzukommen ... im gegenteil zu asien versucht hier ja nicht mal wer, einem was zu verkaufen - hier wird nur der "wir sind arme Cubaner" -trumpf ausgespielt ...

ich fühl mich immer unwohler und auch Stefan ist genervt ... so schlägt er vor, die letzten beiden tage vor dem flug in Siboney zu verbringen - ich könnt vor freude und dankbarkeit heulen!
wir haben beide die schnauze voll von typen die mit "where are you from" ankommen und nur so lang freundlich sind, bis wir ihnen kein geld geben wollen ...

laut reiseführer ist Siboney ein kleiner, ruhiger ort am strand den die städter an wochenenden zum relaxen nutzen ... klingt gut! dort flücht' ma hin!

den sonnenuntergang wollen wir uns von einem kleinen aussichtspunkt nahe unserer casa besehen ...
dort hängt ein schild: "YOU MOST PAY 1 CUC FOR USING CAMERA" !!!
der überbrüller: das benützen einer videocam kostet 5 CUC! =) ich krieg wirklich bald nen koller!
(sofort verschwindet meine kamera in meinem rucksack) ... aber das ist so unverschämt, lächerlich und auch typisch das wir in schallendes gelächter ausbrechen während wir zahlen ...

die aussicht ist nett und während der planet untergeht, übt eine gruppe hinter uns thai chi =)
wir plaudern mit einem älteren tiroler pärchen, tauschen die vielen frustigen und auch ein paar schöne erlebnisse aus ...

back home: die casabesitzer sind nicht besonders erfreut zu hören dass wir morgen früh nach Siboney wollen, organisieren dann aber doch den fahrer von heut morgen um uns aus der stadt zu bringen ...
es gibt (schonwieder!) hendl mit reis und schwarzen bohnen - was meinen körper immer mehr wie ein übervolles fass aussehn lässt ...

plötzlich wird uns klar, dass uns nur mehr zwei nächte vom flug nach Havana trennen und wir dort noch keine unterkunft haben! hektisches blättern im reiseführer ... nach mehreren telefonaten (nummer ist falsch, casa ausgebucht, zimmer wird nicht mehr vermietet etc.) land ich schließlich doch noch einen erfolg: ein total nett klingender kerl hat noch ein zimmer frei - in wunschlage!

ich bin erfüllt von triumphgefühlen ;o) HA!
casa gefunden, flug gebucht und morgen früh um sieben gehts in ruhigere gefilde!
take this, Santiago!
HA!

Tini

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