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KUBA // 19.01.2012

Ein Tag in Camagüey

Wir verbringen wundervolle stunden in dieser stadt, die mehr hält als sie verspricht ...

Wir machen uns auf die suche nach einem reisebüro, um endlich den flug nach Havanna zu fixieren. Dafür müssen wir uns durch die wuselnde, laute, gestankerfüllte Ave Republica kämpfen. Tini ist leicht gereizt, sie bekommt kaum luft in der hitze und enge der straße. Am ende liegt der bahnhof und das hotel Plaza samt includiertem Reisebüro. Aber, Cubanacan hat geschlossen. Der nette portier gibt uns eine andere adresse - da war ma aber schon ... auch zu.
Er schüttelt noch eine weitere möglichkeit aus dem ärmel, also wieder die Republica runter :o(

Zuerst bestehe ich aber darauf den Bahnhof zu umrunden. Endlich gibt's mal schöne Dieselloks zu sehen. Riesige maschinen, schön bunt lackiert - so will ich's haben.
Ein blumenverkäufer schenkt Tini eine rose - total liebe geste, er will nicht mal was dafür!!!

Wir finden das reisebüro und der nette herr hinterm schreibtisch versucht wirklich alles um uns tickets zu besorgen. Aber, sämtliche flüge sind ausgebucht. Sein rat: versucht es in Santiago. Ok, die hoffnung stirbt zuletzt ...

Um's eck habe ich einen herrenfriseur erspäht und da ich schon ein wenig wie Rübezahl aussehe, will ich mir eine rasur gönnen.
Was für eine prozedur!! Zuerst werden die langen haare mit einem elektrorasierer entfernt, dann klatscht man mir ein kochendheißes tuch ins gesicht und lässt es ein paar minuten einweichen. Anschließend reibt mich der friseur mit was duftendem ein - wieder einwirken lassen.
Nun beginnt die eigentliche rasur: mit pinsel und schaum, sowie einem dieser tollen, alten rasiermesser. Er kratzt und schabt, dreht meinen kopf mal hierhin, mal dorthin. Das dauert locker 10 minuten. Dann folgt der "Kevin allein zu Hause"-effekt. Brennendes rasierwasser wird aufgetragen. Zum glück legt er gleich darauf ein kühlendes tuch drüber. Während der schmerz abebbt stutzt er mir nasen- und ohrenhaare. Auch die augenbrauen werden getrimmt.
Zu guter letzt gibts dann noch eine gesichts- und kopfhautmassage. Dazu benützt er ein recht kurioses elektrisches Gerät ... fühlt sich aber toll an. Sogar Tini darf kurz mal ihre hand drunterhalten, obwohl sie von den übrigen besuchern recht mißtrauisch und auch grantig beäugt wird.
Eine frau im herrensalon - ein frevel - und dann auch noch mit einer kamera in der Hand!! So was hat's sicherlich noch nie zuvor gegeben.
Ich werde aus der zahnarztposition in die vertikale gehievt, glaub schon dass es nun vollbracht ist, da beginnt er hinter den ohren und im nacken herumzuschnippseln und wieder zu rasieren. Wirklich ein rundummadumservice!!
Glatt wie ein babypopo verlasse ich den laden - das war wirklich ein tolles erlebnis!!

Vom dach unserer terrasse hab ich einen interessanten - weil mal anders ausschauenden - kirchturm gesehen. Wir halten uns in diese richtung und nach zweimal abbiegen ist es plötzlich ruhig in den gassen. Fast kein verkehr, beinahe keine menschen - eine wohltat.
Wir erreichen ein platzerl, dessen gesamte südseite mit einer riesigen, säulengestützten schule samt angeschlossener kirche (genau die, die wir suchen) eingenommen wird. Zwei total lässige gebäude! Leider liegen sie im schatten, aber wir tun unser bestes :o)

Next stop: Plaza San Juan de Dios. Ein platzerl, dass noch viel von seiner ursprünglichkeit behalten hat. Sollte eigentlich ein touristenmagnet sein, aber zu unserem erstaunen sind wir die einzigen. Dabei ist es hier wirklich reizend.
Während Tini im schatten zuflucht sucht, besteige ich ein türmchen und fote über die dächer Camagüeys. Wie im guide beschrieben gibt es hier jede menge kirchen. Überall ragen ihre türme aus dem häusermeer auf.

Und weiter gehts. Ein platzerl jagt das andere. So erreichen wir bald die Plaza del Carmen. Ein sehr lauschiger ort. Hey - ein resti gibt's auch. Und schön ruhig isses hier, bis auf einen typen der irgendwo ums eck kubanische weisen schmettert. Aber ok, er kann's wenigstens :o)
Wir nehmen platz, ordern bier, streifen die sandalen ab und atmen durch ... hier werden wir wohl länger sitzen bleiben ...

Während wir relaxen kommt es zu einigen kontakten mit den nachbarn. Ein dunkler mann mit irokesenfrisur (er schaut recht gefährlich aus und ist angetrunken) stellt sich direkt vor uns hin, bläht die muckis auf und verlangt, dass ich ein bild von ihm mache. Schon allein aus respekt und ein bissi angst entspreche ich seinem wunsch :o)
Zufrieden zieht er ab, um einige minuten später mit einem - ebenfalls besoffenen - spezi zurückzukommen und nun muss ich beide abfoten ...

Ein Trovadore unterhält uns singend und gitarre spielend - wieder ohne um geld zu betteln ... das ist uns echt noch nie passiert ...
Eine gruppe schüler wirft sich in pose und eine entzückende, alte, verhutzelte dame die gleich beim resti wohnt, lächelt uns immer wieder zu. Als wir wieder aufbrechen schenkt ihr Tini die inzwischen etwas zerknautschte rose und bitte sie ein foto machen zu dürfen - sie darf :o)

Zurück im Zentrum beziehen wir stellung vor einem noblen hotel. Zuerst ein kaffee, dann etliche mojitos. Wir plaudern mit Stefano aus Florenz und einem älteren, total lieben schweizer ehepaar das schon die halbe welt bereist hat. Deren heißer tip: Namibia mit einem camper erforschen ... wir werden's im auge behalten!

Nach dem casa-abensdessen packen wir zusammen, ein taxi bringt uns zum busbahnhof. Uns beiden zwickts im bauchi und als wir die dortigen sanitären anlagen sehen, werfen wir uns vorsichtshalber ein Imodium ein. Weder dort noch im bus wollen wir von Montezumas rache ereilt werden ...

Stefan

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