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Komm flieg mit // The trip begins here
Asia fastforward // 29.01.2009

Der fluch von Angkor

Der unglaubliche sonnenaufgang im schatten von Angkor oder das speiben aufs weltkulturerbe. Oder ein knapp zehnstündiger tag, der dennoch nur bis mittags dauert. Von flüchen und mönchen und der anbetung von Heike.

Dunkel war's, der mond schien helle, als wir um fünf uhr morgens das hauseigene tuktuk besteigen und uns gen Angkor Wat rütteln lassen. Anfangs noch alleine auf den straßen von Siem Reap, schwimmen wir bald mit dutzenden anderen touristen, die sich auch brav hinkarren lassen, auf der hauptstraße den tempeln entgegen. Zappenduster ist's dann auch, als wir auf uns gestellt zu den ruinen pilgern, erst über einen ungesicherten damm, um den diesen tempel umgebenden wassergraben zu überqueren, der so dimensioniert ist, dass man ganze europäische burgen drin versenken könnte.

Obwohl ich eh schon alles kenne, fesseln mich diese geheimnisvolle atmosphäre, die lauten, undefinierbaren dschungelgeräusche und der wunderschöne sternenhimmel fast so wie beim ersten mal. Dementsprechend flüstern die meisten auch nur und ausser den vereinzelt eingesetzten taschenlampen sind nur ganz schwach die konturen von gebäuden und bäumen sichtbar.

Aber kurz nachdem wir unseren platz eingenommen haben, bei einem teich - zwecks verdopplung des spektakels mittels mirror thing (© stefan) - gegenüber des hauptgebäudes, beginnt sich langsam der himmel zu erhellen, genau hinter den spitzen des tempels. Ein großartiges schauspiel, das einige hundert hier leider mit uns wartenden touris ebenfalls auf sämtliche arten von kameras zu bannen versuchen. Immerhin bleiben dieses mal philosophische erörtertungen zum automatikmodus aus, deutsche touristen sind ebenfalls keine in hörweite.

Kaum glaubt man, dass alles vorbei ist, weil's hell genug ist, um sich die anlage anzuschauen und die leute sich wieder in normaler lautstärke unterhalten, bricht mittig über den türmen des tempels die sonne hervor und verwandelt die ruine und die davor stehenden palmen in eine brennende silhouette. Durch den sich langsam bildenden bodennebel streut sich das sonnenlicht auf atemberaubende weise und wandelt sich mit jedem millimeter, den die sonne an höhe gewinnt.

Das einzige, was auch dieses mal leider ausbleibt, ist das touristenfressende monster aus dem kleinen teich, das uns von unwürdigen besuchern erlöst. Dafür hat sich ein gerüstmonster um einen der vorderen türme des tempels gewickelt und zerstört doch ein bissl den überwältigenden gesamteindruck.

Leicht beduselt von der euphorie, fallen wir uns erstmal in die arme und geniessen die wärme der ersten sonnenstrahlen, es ist da quasi in freier natur nämlich schon noch ein bissi frisch, wenn's dunkel ist.

So schweben wir, ein bissl jenseitig vor glück - dagegen ist wolke sieben hundegaxi - wieder zurück zum tuktuk, wo unser fahrer geduldig wartet, bereit, zu neuen tempeln zu rattern, uns vom frischen fahrtwind die geröteten backerln kühlen zu lassen.

Vor dem südtor vom Angkor Thom werden wir wieder in die horde touristen rausgelassen, gefühlt auch hier um einige mehr als beim letzten mal. dort parken auch ein paar elefanten, bereit, willige für eine handvoll dollar durch die anlage zu schaukeln. in diesem kontext verlieren sie dann doch etwas an attraktivität, auch wenn man sie nicht ganz links liegen lassen kann und wenigstens mal berühren muss ... Insofern ist es ja dann doch ein exotisches erlebnis für uns mitteleuropäer.

Langsam schwimmen wir mit durchs tor, fluchend, weil die touristen permanent vor den steinfiguren posieren müssen und uns ins bild hupfen. Heike, tu was!

Und nun gibt's endlich frühstück, in einer gewaltigen plastiksesselmenagerie mit integrierten familienküchen. Auch hier gilt wieder: Egal wie einfach das ambiente, das essen ist hervorragend. Und vor, während und danach werden wir von einer horde kleiner mädels umzingelt, die uns postkarten und flöten und armbänder und anderes zeug andrehen wollen.

Alle im volksschulalter, alle kennen die hauptstadt von österreich und jedem beliebigen anderen staat und sind zuckersüß. Das ist brutalstes marketing. Alles kostet "one dolla", das sie in einem ganz eigenen singsang von sich geben, so dass man es irgendwann ohrwurmartig nicht mehr aus dem kopf bekommt. Tini überlegt, wenigstens eins der kinder zu kaufen, günstig müssten sie hier ja sein ...

Eine ganz seltsame händlerehre haben sie auch. Als Tini und Stefan dreien von ihnen etwas abkaufen (wofür sie sich immerhin auch fotografieren lassen), fallen die preise für die produkte der andere plötzlich ärger als die aktien von banken. Obwohl frische touris am nebentisch platz genommen haben. So als ob es eine frage der ehre wäre, genau uns und sonst niemandem etwas zu verkaufen. Aber wir bleiben standhaft, auch wenn's wirklich nicht leicht ist.

Nun haben wir zwei stunden zeit, um die umliegenden tempel zu besuchen - als erstes den Bayon Tempel, der sich ganz in der nähe des lokal-strips wie ein kleiner steinhügel, fast schon organisch erhebt, als ob er aus dem stein gehauen worden wäre. Trotz der größe quillt die ruine von details über - angefangen bei feinen schnitzereien bis hin zu den gerundeten dächern und steingesichtern, darüber der strahlend blaue himmel. Bald sind Tini und ich alleine, Stefan ist mit einem anderen tempo unterwegs.

Angenehmerweise verteilen sich die touristen hier besser, so dass man immer wieder ecken erwischt, in denen man alleine ist. Und ein motiv, ein detail jagt das andere, man könnte hier ja ewigkeiten verbringen und sich dennoch nicht satt sehen ... Vor allem, weil man überall ungehindert hinein und hinauf kann, es gibt keine vorgegebenen wege, absperrungen oder dergleichen. Um so erstaunlicher, dass sich dort niemand verewigt, dass das obligatorische "i was here" nirgends zu sehen ist. Dennoch wird's wohl nur eine frage der zeit sein, bis das stärker reguliert wird ...

Stefan taucht auch nach dem tempel nicht auf, eine zigarette später beschliessen wir deshalb, mal alleine weiterzugehen, die zeit rast ja schon wieder und es gibt noch so viel zu sehen ... Bei der nächsten anlage, dem Baphuon Tempel, macht sich dann langsam doch die hitze bemerkbar und richtig schlimm wird es dann bei der Phimeanakas Pyramide. Wir klettern die berühmten khmer-stiegen hinauf, während die sonne brennt und geniessen von oben kurz die aussicht und die leichte brise. Dann geht's abwärts, mindestens ebenso steil. Aber die hitze und das eben erst eingenommene medikament, der schlafmangel, die erkältung und die fülle an ereignissen machen mich vollkommen fertig.

Den Preah Palilay Tempel müssen wir aber noch sehen, einen ganz besonders lässigen, auch wenn's am weg dorthin im bauch enorm zu rumoren beginnt. Ziemlich erledigt setz' ich mich einfach mal auf ein paar steine, Tini gesellt sich zu mir, ebenfalls erledigt von der hitze. Heute hamma ein bisserl das gefühl, als wären wir pensionisten, die sich permanent ihr leid klagen und hauptsächlich über ärzte und begräbnisse reden.

Ein stückerl entfernt hockt ein Samanera, ein etwa fünfzehnjähriger novize, der grade eben ein paar touris um den tempel geführt hat, in seiner orangenen kutte ein schöner farbfleck in der staubigen ecke. Er zieht ein handy und fängt an, klingeltöne durchzuprobieren, was in dem kontext und der umgebung leicht skurril wirkt, weil's eher zu einem jugendlichen mit gegeltem haar und ultramodischer kleidung im wiener proletenschlauch passt, der seinen kumpels imponieren will. Auch wenn der junge das hier mit deutlich mehr charme macht und grinsend zu seinen freunden geht.

Auch wenn das recht erheiternd war, brauch ich noch ein kleines pauserl und Tini nützt die zeit, um den tempel fotografisch zu ertasten. Leider haben sie die bäume gefällt, die auf den ruinen gewachsen sind und ihnen einen besonders urigen anblick verschafft hatten. So schaut er ein bissl nackert und fast schon wieder gewöhnlich aus. Nicht deswegen, aber dennoch speib ich mich dann erst mal an, unter den augen von ein paar der orangenen kindmönchen verteil' ich meinen mageninhalt auf dem Angkor gestein, in der hoffnung, dass heike das zu würdigen weiss und mit uns sei ...

Als ob's verflucht wäre. Beim letzten besuch hier hat mich ein affe gebissen (aber übermorgen ist der tag der abrechnung!) oder zumindest derart am kopf verletzt, dass ein arztbesuch unumgänglich war und tollwutimpfungen in Siem Reap und Ho Chi Minh City notwendig wurden. Und jetzt kotz' ich mitten drauf, was wohl einen tag aussetzen bedeutet. Grmpf. In Wien wär' ich jetzt sicher pumperlg'sund und würd' brav trotz ärgerer kälte und grauslichem wetter arbeiten gehen. Ist ja recht nett, erzählen zu können, dass man sowohl mal in den Mekong als auch auf Angkor Wat gespieben zu haben, aber so im unmittelbaren moment hat's irgendwie gar keinen reiz.

Der klingelton-novize ist dann so nett und versucht, mich dadurch abzulenken, dass er ein bissl über den tempel erzählt, was sehr nett ist, aber nix bringt, ich bin zu geschafft. In diesem sinne machen wir dann den rest des weges alle 100m pause, weil ich nicht weiter komme, ohne dass sich mir der magen umdreht - was auch noch einmal dazu führt, dass ich mich übergebe, ziemlich froh darüber, dass wir nicht allzu viel gesellschaft haben. Tini ist total super und ist zwar da, lässt mich aber in ruhe mit dem görpa kämpfen, nix wär' schlimmer als jemand, der mich ununterbrochen bedauert ...

Irgendwann schaffen wir's dann zu Stefan, nach einer kurzen lagebesprechung müssen wir feststellen, dass es für mich keine möglichkeit gibt, die tour abzubrechen, ohne die beiden mitzunehmen. Nachdem's mir nun eh ein bissl besser geht, fahren wir noch zum letzten tempel unserer tour, dem Ta Prohm. Ich warte im tuktuk auf die beiden, um da durch zu latschen fühle ich mich doch nicht fit genug. Den müssen die beiden einfach noch sehen, weil das die absolut genialste anlage ist, mit all den pflanzen und vor allem bäumen, die auf der ruine wuchern, den gewaltigen wurzeln die sich durch winden ... Insofern hab' ich ja glück, dass ich das alles vor zwei jahren schon mal gesehen habe, sonst müsst' ich mich jetzt ordentlich in den arsch beissen.

Immerhin kann ich ein bissl schlafen und übersteh' die heimfahrt und den rest des tages speibfrei. Dafür ist Tinis objektiv nun kaputt - unglaublich, uns bleibt auch nix erspart. Anfangs hamma noch dumme witze drüber gemacht, dass wir alles tun wollen, um die berichte spannender zu gestalten; das scheint sich jetzt zu rächen ... Es ist der fluch ...

Zurück im Shadow of Angkor fall' ich nur noch ins bett und bleib dort, bis auf ein kurzes und wieder geniales abendessen direkt im hotel. Auch da war's ja eigentlich schon wieder glück - hier krank zu sein ist wenigstens erträglich. Das bett ist genial, die matratze hätte ich gerne zu hause, so hart und breit wie sie ist. Das zimmer ist gemütlich, das klo sauber, und das lokal bietet eine große auswahl an wirklich gutem essen und großartigen fruit shakes.

Trotzdem ist es echt oasch, eine halbe woche im urlaub zu verlieren, weil irgendeine depperte erkältung glaubt, sich ausbreiten zu müssen. Braucht kein mensch! A so a schas!

Stephan

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Kommentare der anderen:

Tina schrieb:
21.02.2009 - 01:15 Uhr

...oje :-(

Hey ihr! Hoffe Erkältung hat nicht zu lange gedauert und das der Sonnenuntergang Engie verliehen hat :-) .. welcher ja schon auf den Fotos wie gemalt aussieht! Aber ich denke, die Brechaktion auf Angkor, macht dir so schnell niemand nach...naja, owa ana muaß imma da erste sei! *g* lg,Tina
TiniMama schrieb:
13.02.2009 - 09:16 Uhr
Für den Bericht bekommst eine glatte EINS.Bist jetzt hoffentlich wieder ganz fit und kannst alles genießen.Drücker